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Die Brieftaube - stupider Heimflieger oder
faszinierendes Phänomen der Natur?!

Hausarbeit im Fach Biologie

angefertigt von Anna-Lena Fischer

Klasse 10.1

Gesamtschule Schlitzerland

Abgabetermin: 10.12.2012



1. Vorwort

Thema meiner Hausarbeit ist: „Die Brieftaube - stupider Heimflieger oder faszinierendes Phänomen der Natur?!“. Da mein Vater schon seit Jahren Brieftauben züchtet und ich somit mit Brieftauben aufgewachsen bin, haben sie mich schon als kleines Kind fasziniert. Meine Frage lautete immer: „Papa, warum finden die Brieftauben immer wieder nach Hause?“. Mit dieser Hausarbeit möchte ich meiner Frage selbst nach gehen. Daher werde ich über verschiedene Arten des Orientierungssinnes berichten. Weiterhin werde ich den geschichtlichen Hintergrund verdeutlichen. Schwerpunktmäßig möchte ich mich aber mit dem Orientierungssinn der Brieftauben befassen.


2. Einleitung

„Stupider Heimflieger oder faszinierendes Phänomen der Natur?!“ Tauben gehören in der öffentlichen Meinung nicht zu den intelligenten Vögeln. Sie begeistern nicht durch ein aufwendiges Balzgehabe, wie der Pfau, bauen keine raffinierten Nester oder begeistern nicht durch aufregendes Jagdverhalten. Sie sind friedliebend, ruhig und picken nur ihre Körner. Manche denken daher sie seien dumm. Bemerkenswert ist jedoch, dass sie ihren Weg immer wieder aufs Neue nach Hause finden. Dummer Zufall oder Glück gehabt? Wenn man aber wie ich über Jahre hinweg miterlebt, wie Brieftauben ihren Heimweg auch über große Entfernungen finden, ist die Begründung: „Es ist nur ein dummer Zufall“ überhaupt nicht befriedigend. Viel mehr stellt sich mir die Frage: „Welches faszinierende Phänomen der Natur ist hier zu beobachten?“.


3. Geschichtlicher Hintergrund

Brieftauben wurden schon 1000 Jahre vor Christus im alten Ägypten eingesetzt. Da sie einen guten Orientierungssinn und gute Flugtüchtigkeit besitzen, waren sie sehr beliebt als Informationsübermittler. 500 Jahre später nutzten sowohl die Griechen, als auch die Römer diese Art der Kommunikation, jedoch verschwand die Taubenpost, mit dem Zerfall des weströmischen Reiches im Jahre 476 nach Christus aus Europa. Erst im 12. und 13. Jahrhundert hielt die Brieftaubenpost durch die Kreuzritter wieder Einzug in Europa. Es war eine Zeit, in der viele Menschen europaweit unterwegs waren. Brieftauben waren eine schnelle und unkomplizierte „Luftpost".

Während des 19. Jahrhunderts entstanden Brieftaubenverbindungen zwischen Brüssel, Antwerpen und Paris. Diese Verbindungen dienten als Vermittlungsweg von Börsennachrichten und Zeitungsmeldungen.

Mit der Entwicklung der Telegrafie verlor die Taubenpost jedoch wieder an Bedeutung und wurde nur noch selten genutzt.

Während mehrerer Kriege, wie zum Beispiel, im 1. und 2. Weltkrieg und dem Koreakrieg, spielte sie aber wieder eine große Rolle und wurde für militärische Zwecke eingesetzt. Da Brieftauben eine Durchschnittsgeschwindigkeit von circa 60 km / h erreichen können, wurden sie sehr wichtig für die Kriegsberichtserstattung. Es wurden allein im 1. Weltkrieg rund 100.000 Brieftauben eingesetzt, von denen circa 20.000 Tauben fielen. Der Vorteil hierbei war, dass Brieftauben unauffällig, schnell und in sicherer Höhe unterwegs waren. Deren Meldungen konnten nicht leicht abgefangen und dechiffriert 1) werden. Die Erfolgsrate der Nachrichtenübermittlung im Krieg durch Brieftauben lag bei über 90%.



Heutzutage hat die Brieftaubenpost kaum noch Bedeutung, da es schnellere und unkompliziertere Wege der Kommunikation gibt. Brieftauben werden heute nur noch in sportlichen Wettbewerben eingesetzt. Belgien und China gehören zu den Ländern, in dem der Brieftaubensport eine große Bedeutung hat und sehr stark betrieben wird.


4. Orientierungssinn

4.1 Der Magnetismus

Was die Orientierungsfähigkeit betrifft, gibt es heute einiges an Forschungsergebnissen, an Theorien und an Erkenntnissen.

Eine umfassende Erklärung, wie die Brieftaube ihren Weg nach Hause findet gibt es allerdings bis heute nicht. Es ist viel mehr sehr wahrscheinlich, dass viele verschiedene Sinne und Fähigkeiten der Taube ineinander greifen und ihr so schließlich diese beeindruckende und komplexe Fähigkeit ermöglichen.

Dass Brieftauben den Sonnenstand als Kompass - System nutzen, steht außer Zweifel. Auch das Erdmagnetfeld als Orientierungshilfe wird bei Wissenschaftlern diskutiert und erforscht. Die Forscher untersuchen immer wieder den Schnabel der Taube. Zahlreiche Wissenschaftler führten Versuche durch, indem sie den Tauben winzige Magnete oberhalb des Schnabels befestigten. Ergebnis dieser Versuche war, dass diese Tauben in ihrer Orientierungsfähigkeit beeinträchtigt wurden. Sie fanden nur unter Schwierigkeiten nach Hause. Daraufhin vermuteten Wissenschaftler Magnetfeldrezeptoren im Schnabel der Taube namens „Magnetit“. Man ging davon aus, dass mit Hilfe dieser Magnetiten die Tauben in der Lage waren Erdmagnetfelder aufnehmen zu können. Durch die aufgesetzten Magnete war dies den Tauben nur eingeschränkt möglich. Jedoch wurden diese Erkenntnisse im Jahr 2011 von Wissenschaftlern aus Texas widerrufen. Diese stellten die Vermutung auf, dass es sich bei diesem „Magnetit" nur um eisenhaltige Zellen, sogenannte Fresszellen handelt, die zur Immunabwehr dienen. Dies wurde von Wissenschaftlern des Forschungsinstituts für Molekulare Pathologie in Wien bestätigt. Auch sie berichten von Fresszellen, die zur Immunabwehr beitragen. Die Wissenschaftler fanden außerdem heraus, dass die eisenhaltigen Zellen nicht nur im Schnabel der Brieftaube aufzufinden sind, sondern auch in Schleimhäuten der Atemwege. Zudem variiert die Anzahl der eisenhaltigen Zellen von Taube zu Taube stark. Weitere Analysen zeigen, dass es sich bei diesen Zellen um „Makrophagen“ 2) handeln. Diese Zellen sind ebenfalls Fresszellen, die für die Entsorgung und Lagerung von Eisen und für den Abbau von roten Blutkörperchen zuständig sind. Diese erklären den hohen Eisengehalt der Zellen. Die Wissenschaftler können einerseits nicht vollständig ausschließen, dass es einige wenige Magnetfeldrezeptoren im Schnabel der Taube gibt, andererseits haben sie keine konkreten Hinweise auf die Existenz von „Magnetit“ gefunden. Bis heute werden verhaltensbiologische Untersuchungen mit Brieftauben betrieben. Der Magnetismus scheint keine ausreichende Erklärung für die Orientierungsfähigkeit der Brieftaube zu liefern.



4.2 Der Geruchssinn

Tauben sind in der Lage, sich die Gerüche der Umgebung ihrer Jugendzeit einzuprägen und sich von ihnen über unbekanntes Terrain 3) leiten zu lassen. Ein Wissenschaftler des Max - Planck - Institutes ging davon aus, dass Geruchsinformationen an das Gehirn weitergeleitet werden und damit die Orientierung möglich ist. Bei Versuchen mit Tauben, deren rechtes Nasenloch blockiert war, stellte er fest, dass deren Orientierungsfähig eingeschränkt war. Die Versuchsergebnisse bestätigten seine Vermutungen. Andere Wissenschaftler befestigten jeder Taube einen kleinen GPS - Sender 4) auf dem Rücken und blockierten der Hälfte aller Tauben das rechte Nasenloch. Danach wurden die Tauben 40 km von ihrem Heimatschlag entfernt frei gelassen. Die Wissenschaftler beobachteten die Fluglinie aller Tauben und stellten fest, dass die Tauben, deren Nasenlöcher blockiert waren, verschlungene Wege 5) zurücklegten. Außerdem rasteten sie häufiger und verbrachten mehr Zeit damit, die Umgebung zu untersuchen. Auf Grund dieser Untersuchungsergebnisse geht man davon aus, dass Brieftauben sich überwiegend durch den Geruchssinn orientieren.


4.3 Das Orientieren an Landmarken

Erstmals ist es einer internationalen Forschergruppe gelungen, die Gehirnaktivität von Brieftauben, mit Hilfe eines Mini - Neurologgers 6), zu messen. Dadurch kamen die Wissenschaftler zu der Erkenntnis, dass die Hirnaktivität bei Brieftauben steigt, sobald sie sich ihrer Heimat nähern. Während dieser Studie wurden Brieftauben mit einem GPS - Sender und einem Mini - Neurologger ausgestattet und auf dem offenen Meer ca. 30 km von ihrem Heimatschlag entfernt frei gelassen. Die Hirnaktivität wurde während des ganzen Fluges gemessen. Dabei fiel auf, dass die Hirnaktivität stieg, sobald sich die Brieftauben dem Festland näherten. Außerdem fiel auf, dass, umso näher sie ihrem zu Hause kamen, die Aktivität des Gehirns stieg, da sie Landmarken wieder erkannten. Die Tauben wurden bewusst in der Nähe von schon bekannten Strecken freigelassen. Damit wurde bewiesen, dass Brieftauben zur Orientierung Landmarken wie zum Beispiel Wälder und Flüsse benutzen.



4.4 Das Training des Orientierungssinnes

Durch regelmäßiges Training der Brieftaube wird die Orientierungsfähigkeit gestärkt. Daher muss jeder Taubenzüchter grundsätzliche Dinge beachten, wie zum Beispiel, dass das Training der Jungtaube zunächst im Alter von 4 Wochen beginnt. Hierzu werden die jungen Tauben von ihren Besitzer auf den Taubenschlagausflug oder wenn vorhanden in eine Voliere gesetzt, um ihnen die heimische Umgebung rund um den Taubenschlag in Augenschein zu bringen. Dies sollte man ein paar Tage lang wiederholen. Später können sie durch den geöffneten Ausflug langsam auf dem Taubenschlagdach herum klettern oder auch auf die anderen naheliegenden Gebäude fliegen. Von nun an sollte man ihnen nur noch unter Kontrolle den Freiflug ermöglichen. Besonders an den Wochenenden, wenn Wettflüge stattfinden, ist es gefährlich die Tauben ihre vorerst kleinen Kreise ziehen zu lassen. Sie könnten sich leicht an einen Schwarm von Wettflugtauben hängen, oder sich von ihnen mitreisen lassen. Da sie ja noch sehr unerfahren und jung sind, fliegen sie bis sie keine Kraft mehr haben mit. Dann sind sie meist so weit weg, dass sie ihren eigenen Heimatschlag nicht mehr finden. Die Erziehung der jungen Tauben ist sehr wichtig. Sie müssen lernen, einem bestimmten Zeichen 7) das ihnen der Besitzer gibt zu gehorchen um in den Taubenschlag zurück zu kommen. Die Tiere, die erst sehr spät auf das Zeichen hereinkommen, bekommen kein Futter. Es ist dann sehr wahrscheinlich, dass sie am nächsten Tag nach dem Flug die ersten sind. Diese Vorgehensweise ist sehr wichtig, um den Tauben schon zeitig beizubringen, dass sie nach der Rückkehr von einem Flug mit Futter belohnt werden. Wenn die jungen Tauben all dies beherrschen, kann man sie auf die Wettflüge 8) vorbereiten. Dies erfolgt durch ein gezieltes Training in kleinen Schritten. Hierzu fängt man die Tauben und setzt sie in einen Taubenkorb. Daraufhin werden die Tauben bis ca. 5 km von dem Heimatschlag weggefahren. Dann lässt man sie auf einem Feld frei. Auf diese kurze Entfernung sollte die Taube zurück nach Hause finden. Nach mehrmaliger Wiederholung steigert man die Entfernung, bis hin zu 60 km. Die Trainingsflüge sollten idealerweise immer ungefähr aus der gleichen Himmelsrichtig stattfinden, wie später die Wettflüge. Ebenso wichtig ist, dass der Züchter das Wetter beobachtet, damit die Tauben gut den Weg nach Hause finden können und nicht in ein Unwetter geraten. Trainingszeiten und die Futtergabe sollten während der Trainingssaison möglichst immer zur gleichen Zeit stattfinden.


5. Fazit

Auch wenn der ein oder andere wissenschaftliche Erklärungsversuch gemacht wurde, und ein wenig Licht in meine Frage: „Papa, warum finden die Brieftauben immer wieder nach Hause?“ gebracht wurde, staune ich trotzdem und bin fasziniert von den Wundern der Natur, da man den Orientierungssinn nicht vollständig erklären kann.


6. Anhang:

Bild 1:



7. Literaturverzeichnis

3. Geschichtlicher Hintergrund

http://universal_lexikon.deacademic.com/217061/Brieftauben

letzter Zugriff: 14.11.12 15:57

http://de.wikipedia.org/wiki/Taubenpost

letzter Zugriff: 14.11.12 17:23

http://de.wikipedia.org/wiki/Brieftaube

4. Orientierungssinn

4.1 Der Magnetismus

http://www.faz.net/aktuell/wissen/natur/magnetsinn-der-voegel-am-schnabel-scheiden-sich-die-geister-11721233.html

letzter Zugriff: 11.11.12 15:46

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/magnetsinn-tauben-navigieren-nicht-mit-eisenkoernern-im-schnabel-a-827089.html

letzter Zugriff: 11.11.12 16:23

http://www.meridianerland.com/biologie/orientierung-von-tauben-1.html

letzter Zugriff: 11.11.12 16:30

4.2 Der Geruchssinn

http://www.mpg.de/1059257/Vogel_Navigation?print=yes

letzter Zugriff: 11.11.12 17:06

4.3 Die Orienteirung an Landmarken

http://www.mediadesk.uzh.ch/articles/2009/brieftauben-auf-dem-heimflug-neuronales-gewitter-bei-auffaelligen-gelaendemerkmalen.html

letzter Zugriff: 11.11.12 17:33

4.4 Das Training des Orientierungssinnes

Grundel, Werner: Brieftauben. Stuttgart 1980: Auflage 3

Private Gespräche mit erfahrenen Taubenzüchtern

http://www.internet-taubenschlag.de/medizin/sudhoff02/index.htm

letzter Zugriff: 30.11.12 18:43


8. Erklärung:

„Ich erkläre, dass ich die Hausarbeit ohne fremde Hilfe angefertigt und nur die im Literaturverzeichnis aufgeführten Quellen und Hilfsmittel verwendet habe. Alle Zitate und Übernahmen sind im Text der Hausarbeit kenntlich gemacht.“


Schlitz / Pfordt, den 10.12.12

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1) dechiffrieren = entschlüsseln

2) große, bewegliche und einkernige Zellen, die zum Immunsystem gehören

3) Terrain bedeutet Gelände

4) ein GPS - Sender ist ein Hilfsmittel zur genauen Orts- oder Lagebestimmung

5) Siehe Anhang Bild 1

6) Zwei Gramm schweres Gerät, dass die Hirnaktivität von freilebenden Tieren misst

7) Zum Beispiel pfeifen, klappern mit einen Futterdose, eigene Rufzeichen

8) Wettflüge finden ca. 15-mal in den Monaten Mai bis September statt.

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